Dieser Tage kommt aus verschiedenen Richtungen Druck zum Abbau von Tiefsee-Ressourcen. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), befinden sich in einem Gebiet zwischen Hawaii und Mexiko in 4.000 bis 5.000 Metern Tiefe im Pazifik große Mengen der sogenannten „Manganknolle“. Diese enthält Kupfer, Kobalt, Nickel, Mangan und teilweise weitere Metalle – also wichtige Rohstoffe zum Beispiel für die Herstellung von Hightech-Produkten. Im weltweiten Rennen um Rohstoffe mag der Abbau der Knollen wie die Lösung vieler Probleme wirken. Aber wir können den Tiefseebergbau erst dann erlauben, wenn wir genügend wissenschaftliche Erkenntnisse über seine Auswirkungen auf die Biodiversität und das Klima haben.
In den nächsten Monaten werden die 36 Ratsmitglied-Staaten der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) über Die Zukunft des Tiefseebergbaus entscheiden. Ab dem 9. Juli muss die ISA etwaige Anträge zur Genehmigung kommerzieller Bergbauprojekte in der Tiefsee internationaler Gewässer bearbeiten – obwohl gleichzeitig noch ein entsprechendes Regelwerk verhandelt wird und noch nicht beschlossen ist.
Die Bundesregierung ist Teil einer Allianz mit Frankreich, Costa Rica, Brasilien, Spanien, Finnland, Neuseeland und vielen pazifischen Inselstaaten, die allesamt für eine „precautionary pause“, also ein „vorsorgliches Innehalten“ plädieren. Wir müssen den Meeresboden schützen und Klarheit über mögliche Konsequenzen für das Klima bekommen. Dafür brauchen wir mehr Zeit für Forschung. Unser Wissen über die Tiefsee reicht bislang noch nicht, um informierte Entscheidungen über Tiefseebergbau treffen zu können. Zusätzlich zur eingeforderten Pause, setzen wir uns deshalb für strenge Regularien ein, damit es einen guten Umweltschutz basierend auf dem Vorsorgeprinzip gibt.
Der Generalsekretär der ISA, Michael Lodge, muss dabei neutral agieren. Ich habe ihm deswegen einen Brief geschrieben und an die Neutralitätspflicht des Sekretariats erinnert. Mehrere Diplomaten aus den Mitgliedsstaaten hatten zuletzt gemeldet, dass Herr Lodge versucht hat sie zu beeinflussen, nachdem sie Fragen gestellt hatten. Dies geht über das hinaus, was das Sekretariat entscheiden sollte. Der Rat besteht aus den Mitgliedsstaaten – u.a. Deutschland – und wir sind diejenigen, die die Verantwortung tragen, während der Generalsekretär administrative Aufgaben hat.
Solange wir die Risiken für Biodiversität und Klima nicht eingrenzen und kontrollieren können, sollten wir die Finger vom Tiefseebergbau lassen. Auf der Erde findet die Renaturierung in Jahrzehnten statt – in der Tiefsee in Millionen von Jahren. Wir haben an der Erdoberfläche etwa in Kanada, Australien oder Südafrika noch viele Alternativen, vor allem für Metall-Rohstoffe – das hat meine Reise nach Sydney und Perth letzte Woche noch einmal klar gezeigt. Wir müssen das Recycling und die Wiederverwertung von Rohstoffen vorantreiben. Auf solche Kreislaufwirtschaft setzen auch Länder wie Japan und die USA.
Meine Forderungen haben international Wellen geschlagen und die New York Times hat darüber berichtet.